Ausgehakt

Bei all dem Mord und Totschlag auf der Welt ist es bisweilen auch mal an der Zeit, Positives zu verkünden. Sie, die Welt, ist nämlich – unbeachtet von Politik und Medien – ein kleines Stückchen besser, sprich sicherer geworden: Der Geek-Stuff-Lieferant „getdigital“ stellt den Verkauf von Ninja-Kleiderhaken ein.

Lob und Dank dafür gebührt dem „Deutschen Waffen-Journal“, dem Zentralorgan der pazifistischen Bewegung in Deutschland. Das traditionell waffenkritische Blatt – das etwa mit Titelbildern von Kindern, die lächelnd eine Pistole in Richtung des Betrachters richten, bewusst den Finger in die Wunden einer moralisch verkommenen spätkapitalistischen Gesellschaft legt oder in mehrseitigen gefaketen „Test-Berichten“ über Softair-Nachbildungen des G36-Sturmgewehrs die Auswüchse einer zunehmend salonfähigen Waffenbegeisterung anprangert – berichtete, dass die Kleiderhaken, die die Form eines in der Wand steckenden Wurfsterns haben, in Deutschland verboten seien.

Sind sie zwar strenggenommen gar nicht, wie das Bundeskriminalamt mitteilte: Ein entsprechender „rechtsmittelfähiger Feststellungsbescheid“ liege im Falle der todbringenden Aufhängevorrichtungen nicht vor. Noch nicht, müsste man aber hinzufügen, denn glücklicherweise gibt es für genau diesen Fall einen Gesetzesparagrafen, nämlich § 2 Abs. 3 i.V.m. Anlage 2 Abschnitt 1 Nr. 1.3.3 WaffG. Und unter den fielen die Jackenhalter ganz „unzweifelhaft“.

Die Firma „getdigital“ reagierte und nimmt die Sterne nun aus dem Verkauf. Damit ist den engagierten Machern des DWJ gewissermaßen im Vorbeigehen ein spektakulärer Erfolg gegen den internationalen Waffenhandel gelungen – und Branchenprimi wie „getdigital“ müssen sich wohl warm anziehen. Denn die Kleiderhaken sind nicht das einzige Mordinstrument im martialischen Sortiment des Onlineshops: Neben den Wand-Sternen bieten die kaltblütigen Lieferanten des Todes auch Lichtschwerter, Minecraft-Äxte und – der letzte Schrei auf den internationalen Militärmessen – die „Airzooka“ an, eine Kanone mit nichtletaler Mannstoppwirkung, die einen Ball aus purer Luft abfeuert. „Mit diesem Tool kann man seinem Gegner die Haare zu Berge stehen lassen“, verspricht die Firma im zynischen Jargon des Milieus. Hohe Sicherheitsbeamte aus China, Syrien und Niedersachsen sollen bereits Interesse bekundet haben.

Mittlerweile ist die Firma sogar auf dem Gebiet der elektronischen Kriegführung aktiv („Fernbedienungs-Blockierer“) und bietet komplette Waffensysteme an – der USB-gesteuerte Raketenwerfer, per Smartphone mobil überall einsetzbar, dürfte nicht nur ein Fall für das Kriegswaffenkontroll-, sondern auch für das Luftsicherheits- und das Terrorismusbekämpfungsgesetz sein.

Das alles steht, ganz legal, in diesem „Internet“ und kann von jedem Elfjährigen bestellt werden. Höchste Zeit, dass diesen über Leichen gehenden Geschäftsleuten das blutige Handwerk gelegt wird. Und dass den nur allzu bescheiden auftretenden Jägern und Sammlern des DWJ ihr unermüdlicher Kampf gegen solche Perversionen einmal in aller Offenheit angerechnet wird.

Auch wenn die üblichen Waffenfreaks bestimmt wieder mit ihrem Standardargument kommen werden: „Nicht die Kleideraufhänger töten Menschen – es sind die Nerds, die sie werfen.“

Erzählt das mal den Hinterbliebenen der Ninja-Haken-Opfer.

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