Ausgelokalteilt

So. Nach 298 Artikeln mal kürzeren, weitaus häufiger jedoch längeren Inhalts; nach einer unbekannten, vermutlich aber ähnlich hohen Anzahl frühmorgendlich verfasster Presseschauen, Fundsachen und Bratwürsten der Woche, nach 5.836 Wortmeldungen im redaktionseigenen Forum und mehr als zweieinhalb Jahren intensiver, häufig genug nächtlicher und komplett unentgeltlicher Arbeit für das Magazin mit dem Megaphonpferd ist nun Ende Gelände: Der Oldenburger Lokalteil, von mir mitbegründet, liebevoll mit aufgepäppelt und gefüttert und in den – zusehends häufiger auftretenden – schwierigen Phasen mit viel Mühe am Leben erhalten, muss fürderhin ohne meine Mitwirkung auskommen.

Lustig ist es ja schon, irgendwie: Auf meine in der vergangenen Woche getätigten Ankündigung, dass der an jenem Tag veröffentlichte Artikel mein letzter (und, nebenbei gesagt, zugleich am wenigsten gelesener) für den Lokalteil gewesen ist, bekam ich zahlreiche Rückmeldungen nach Art von: “Wieso, verlässt du Oldenburg etwa?” Als ob die Einstellung meiner Mitarbeit anders als mit einem Wegzug nicht erklärbar wäre – der Grad der äußerlichen Identifizierung meiner Wenigkeit mit dem Magazin scheint noch größer zu sein als geahnt. Tatsächlich aber gab es andere Gründe, sehr gute sogar. Dass ich jetzt tatsächlich die Stadt verlasse, hat sich zufällig wenige Tage nach meiner Entscheidung ergeben – diese stand indes bereits seit Wochen fest.

Über die Hintergründe decken wir an dieser Stelle den Mantel des Schweigens, denn die gehören nicht hierher. Wer mich näher kennt, weiß um meine Beweggründe oder kann sich selbst einen Reim darauf machen. Zwar bin ich nach wie vor der Meinung , dass es in Oldenburg Platz für ein solches Magazin gibt und vielleicht auch ein Stück weit den Bedarf danach; die Stadt ist schließlich groß genug für ein gewisses Maß an Meinungsvielfalt. Auf der Ebene allerdings, auf der der Lokalteil bislang agierte, von der er auch nie herunterkam und die zuletzt auch noch arg aus der Balance geraten war, ist das nicht zu bewerkstelligen. Was mich betrifft, hat die mit der Herausgabe dieses Magazins betriebene Selbstausbeutung schon vor geraumer Zeit jedes vertretbare Maß weit hinter sich gelassen.

In diesem Sinne: Ob und wie es mit dem Lokalteil weitergeht, entzieht sich meiner Kenntnis und vor allem meinem Einfluss. Ich wünsche der Stadt, dass ihr das Magazin erhalten bleibt, notfalls in einer Light-Variante; ob das klappt, wird sich zeigen. Absehbar ist allerdings, dass sich die von mir eingeführten oder zumindest teilweise verantworteten Formate – der Ratssitzungsliveticker, die Umfragen, Blattkritiken und mehr – mit mir aus dem Lokalteil verabschieden. Das ist dann eben so, und mit allem, was jetzt noch kommen mag, habe ich nichts mehr zu tun.

Ich bedanke mich bei den Lokalteillesern, die es – zumindest stelle ich es mir gerne so vor – nie erwarten konnten, sich mit dem morgendlichen Klick auf das Pferdchen überraschen zu lassen, was wir ihnen an diesem Tag bieten würden. Ich bedanke mich bei den Anzeigenkunden, die uns ihr Vertrauen geschenkt haben. Ich bedanke mich bei den Diskutanten, die der Kommentarspalte Leben eingehaucht haben, manchmal unter Zuhilfenahme laubbläserartiger Gerätschaften. Ach, pfeif drauf, ich bin gerade in verklärter Stimmung: Ich bedanke mich sogar bei den Trollen, die meinen Blutdruck auf Trab gehalten und dafür gesorgt haben, dass sich der sporadisch auftretende Glaube an das Gute im Menschen nicht in meinem Hirn festsetzt. Bei dieser Gelegenheit eine kurze Mitteilung an den einen Volldeppen, der mir ständig rechtsradikale Botschaften via anonymisierter E-mail zukommen lässt: Kannst jetzt aufhören damit, hast mich nicht überzeugt, danke.

Was mich betrifft, freue ich mich auf meine neue Aufgabe, neue Herausforderungen und ein neues Umfeld – dazu demnächst mehr.

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