George R. R. Martin: Sternenwanderer

Mein erster Gedanke, als ich das Buch im Laden sah, war: „Was zum …? Ein neuer Roman von George R. R. Martin? Und dann auch noch ein Science Fiction? Der Mann soll gefälligst erstmal den sechsten Band vom ‘Song of Ice and Fire’ fertigschreiben, bevor er sich an was Neues macht; schließlich warten Millionen Menschen – allen voran ich selbst – sehnsüchtig auf die Fortsetzung des brillanten Epos aus der Feder des Meisters. Mein zweiter Gedanke war dann: „Hey, ein neuer Roman von George R. R. Martin! Und dann auch noch ein Science Fiction! Ich MAG Science Fiction!“ Eine Minute später war es gekauft. Eine Woche später überlegte ich, was ich mir stattdessen Schönes hätte kaufen können.

Martin - PlanetenwandererVon der Vielschichtigkeit, der dichten Atmosphäre, den ineinandergreifenden Handlungssträngen – einer spannungsgeladener als der andere -, von den feinen Charakterzeichnungen und der sprachlichen Finesse der Game-of-Thrones-Reihe hat „Sternenwanderer“ leider so gut wie gar nichts. Letzterer Punkt mag einer missglückten Übersetzung geschuldet sein – „A Game of Thrones“ und seine Nachfolger hatte ich im Original gelesen (und empfehle das auch jedem anderen).

Aber auch sonst ist „Sternenwanderer“ … nun, das Wort der Wahl wäre: bemüht. Der Funke will indes partout nicht überspringen; und ich bin mir nicht einmal sicher, ob überhaupt einer vorhanden ist. Mit der Hauptfigur wird man trotz dessen Vorliebe für Katzen nicht warm; die einzelnen Szenarien wurden überdeutlich und ziemlich platt aus aktuellen Weltproblemen abgeleitet, die Handlung ist allzu konstruiert, ein Spannungsbogen nur zu Beginn erkennbar. Der Roman ist Papier gewordener Episodenfilm, aber einer ohne Hand und Fuß. Er liest sich, als hätte Martin nur mal eben eine kleine Fingerübung eingelegt, sich eine kurze geistige Ablenkung gewissermaßen als Ausgleichssport gegönnt, bevor er sich wieder an sein wahnwitzig komplexes Hauptwerk macht. Wenn es dem zugute kommt, soll’s mir recht sein.

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–> Weitere Buchbesprechungen gefällig? Hier entlang!

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