Niere im Angebot, 100 Gramm für 5,99

Von der Uni Bayreuth kommt momentan auch nicht viel Gutes. Erst wird dem Upper-Class-Studenten Karl-Theodor zu Guttenberg – der zufällig zu den Geldgebern der Uni gehört – der Doktortitel samt Prädikat “summa cum laude” hinterhergeworfen, während anderswo Studierende ein Seminar wiederholen müssen, wenn sie beim Abschreiben aus der Wikipedia ertappt werden – und dann auch noch dies: Ein Volkswirtschaftler der Hochschule, die längst den Spitznamen “Buyreuth” weg hat, entwickelt ein ganz innovatives Konzept zur Aufstockung der Kassenlage von Hartz-IV-Empfängern. Sie könnten ja einfach ihre Organe verkaufen.

Tja. Warum soll in Deutschland nicht auch funktionieren, was in Drittweltländern schon lange geschieht, mit rostigem Skalpell und Anästhesie per Drogencocktail? Schließlich braucht man ja sowieso nicht unbedingt beide Nieren, oder? Ist doch geradezu spätrömisch-dekadent. Und vielleicht lässt sich ja auch der eine oder andere Lungenflügel transplantieren. Da im Hartz-IV-Satz kein Posten mehr für Tabakwaren vorgesehen ist, kann man da mittelfristig gute Qualität erwarten. (Anders als bei Hartz-IV-Lebern, würde der eine oder andere Jungunionist oder Liberale jetzt vielleicht einwerfen, aber das sollen die in ihren eigenen Blogs schreiben.)

Rund neun Meter Darm hat man als Ressource zur Verfügung – da schadet es doch nicht, einen halben Meter davon an einen betuchteren Darmkrebspatienten zu veräußern. Oder Haut – zwei Quadratmeter! Zahlungskräftige Brandopfer freuen sich über jeden Schnipsel; und wenn man sie an einer unauffälligen Stelle wegscneidet, merken es nicht einmal die Nachbarn. Und wer seiner Familie etwas richtig Gutes tun will, der gibt sein Herz her. Das ist für die Angehörigen nicht nur am lukrativsten, sondern für den Rest der Gesellschaft auch noch sozialverträglich.

Ich frage mich allerdings: Zahlt das dann auch die Kasse? Oder gehen die Kosten für den Eingriff vom Bruttoerlös des Spenders ab? Und a propos Erlös: Müsste der nicht streng genommen sowieso als Zusatzverdienst mit dem Alg-II-Regelsatz verrechnet werden?

Aber im Ernst: Wie weit ist es mit dieser Gesellschaft eigentlich gekommen, dass der notgedrungene Verkauf von Körperteilen zur Abwendung des Hungertods öffentlich als nachdenkenswerte Alternative zu Sozialleistungen ins Gespräch gebracht wird? Vielleicht schlägt demnächst noch ein anderer Wirtschaftswissenschaftler vor, Hartz-IV-Empfänger könnten ja ihre Kinder verstümmeln, damit sie beim Betteln höhere Erfolgsaussichten haben? Schließlich muss man sich doch am freien Markt positionieren und gegen die Konkurrenz behaupten können.

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