Attack from Outer Oldenburg

Eieiei. Nur knapp habe ich diesen Samstagnachmittag ohne größere Schäden überstanden: Die Innenstadt war wieder einmal Schauplatz der Invasion des weiteren Umlands. Schön für die Geschäftsleute, schön vermutlich auch für die Invasoren – weniger schön indes, wenn man “bloß mal eben” Gemüse auf dem Markt kaufen und anschließend einen Kaffee trinken will. Aber ich will nicht klagen: Immerhin nimmt man bleibende Erinnerungen mit.

Etwa an das Paar, das mir entgegenkam und Er zu Ihr sagte: “Da vorne rechts kommt gleich’n Bücherladen. Fallste nochn paar Bücher besorgen willst.” Er meinte “Joker’s” – und tatsächlich: “Bücherladen” dünkt mich eine adäquate Bezeichnung für diese Rudis-Resterampe des gedruckten Worts zu sein. Eine Buchhandlung ist es mit Sicherheit nicht.

Ein Verkaufsgespräch in einem solchen Laden – ähnlich auch “Weltbild” – stelle ich mir in etwa so vor:

*Palimpalim*
Kunde: “Guten Tag. Ich hätte gerne ein paar Bücher.
Verkäufer: “Gerne. Was schwebt Ihnen denn so vor?
Kunde: “So etwa anderthalb Pfund.
Verkäufer: “Gerne. Übrigens haben wir Weltkriegs-Bildbände heute im Angebot…
Kunde: “Tatsächlich? Dann packen Sie mir davon auch noch ein halbes Kilo ein.

Eigentlich bin ich ja ganz froh, in einem Land zu leben, in dem – noch – einigermaßen viel gelesen wird. Auch wenn das bedeutet, dass die Elaborate von Menschen wie Bohlen oder Sarrazin auf den Bestsellerlisten landen. Aber in so einem Grabbeltischladen einfach mal “‘n paar Bücher” mitzunehmen – ich weiß nicht. Naja, ist wohl immer noch besser als der übliche Flitter und Tand.

Wie Weihnachtsmützen, die offenbar ihren ganz eigenen Modewellen folgen und jedes Jahr ressourcenverschwenderischer ausfallen. Und in den nächsten Wochen wieder mitsamt ihrer femininen Ausführungen als Aufsetzgeweih und Hunderttausenden Leuchtdioden auf dem Müll landen, während in Cancún ein nichtssagendes Lippenbekenntnis als Erfolg zur Planetenrettung gefeiert wird. Aber hey, es ist ja schließlich Weihnachten, da wird nicht am falschen Ende gespart. Es könnte ja sonst jemand denken, man wäre gar nicht in der gesellschaftlich vorgegebenen Stimmung.

Ich glaube im Übrigen fest daran, dass man die Entfernung, die Weihnachtsmarktbesucher von ihrem jeweiligen Zuhause nach Oldenburg zurückgelegt haben, ziemlich genau an ihrer durchschnittlichen Fortbewegungsgeschwindigkeit abzulesen ist. An einer entsprechenden Formel arbeiten Mathematiker der Uni vermutlich seit Jahren.

Ansonsten:  Zwanzig Minuten auf einen Parkplatz gewartet, aber nur fünf auf den Kaffee, das ist doch was und grenzt angesichts der soylentgreenesken Überfüllung der hiesigen Gastronomie an ein Wunder. Und wenn man den zutiefst dankbaren Blick desjenigen in Betracht zieht, der den Cafétisch besetzen möchte, den man gerade räumt, dann hat man sein gutes Werk für diesen Tag getan und kann als besserer Mensch nach Hause gehen.

Und sich vornehmen, sich nie, nie, NIE wieder an einem Adventssamstag auch nur in die Nähe der Innenstadt zu begeben.

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