Sommerloch trifft Fußballfieber

Alle zwei Jahre wieder… kommt zu dieser Jahreszeit ein Thema auf,  so verlässlich wie das Amen in der Kirche, die alljährliche Warnung vor Noroviren oder der nächste Spruch von Thilo Sarrazin: Die garstigen Eigenschaften des jeweils offiziellen Arbeitsgeräts der Auswahlkicker, vulgo “Ball”. Der ist nämlich offenbar alles mögliche, nur eines nicht: rund.

Immer dasselbe. Kaum geht ein internationales Fußballturnier los, meldet sich nach wenigen Tagen der erste Spieler zu Wort und klagt über die speziellen Eigenschaften des WM- oder EM-Balls, der sich natürlich fundamental von sämtlichen vorangegangenen Bällen unterscheidet. Er fliegt offenbar niemals dahin, wohin man ihn haben wollte oder wenigstens geradeaus, nein – er flattert, fluppt, flurbelt und fluktuiert einfach völlig unberechenbar auf eine Weise, die den Männern in den kurzen Hosen das Leben schwer macht und irgendwie voll gemein ist.

Und wenn sich kein Kicker findet, der das freiwillig sagt, so findet sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit jemand, der irgendeinem Spieler ein Mikrofon unter die Nase hält und eine entsprechende Aussage aus ihm herauskitzelt. Ein Torwart, der einen leichten Ball durchgelassen hat oder ein Stürmer, der es frei vor dem Tor stehend geschafft hat, zehn Meter über die Latte zu köpfen, sind besonders geeignete, weil für die Ausrede dankbare, Gesprächspartner.

Merkwürdig: Ich dachte immer, am Rande eines solchen Großereignisses gäbe es über genug andere Themen zu berichten, etwa das Aufwärmen nationaler Stereotypen, die neuesten Ergebnisse der Vuvuzela-Forschung oder das endlose Wiederkäuen von Tratsch über Spielerfrauen. Aber offenbar hat nicht nur “der Pokal seine eigenen Gesetze” – sondern auch die WM ihr eigenes Sommerloch.

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